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ÜBER DIESES PROJEKT

Unsere beiden AudioWalks nehmen Sie mit auf eine Reise durch das jüdische Czernowitz und Chişinău und ermöglichen Ihnen, viele der fast vergessenen Orte des jüdischen Lebens in den Städten zu entdecken.

Nutzen Sie unsere Multimedia-Karten und erkunden Sie dabei das Archivmaterial sowie die Familienbilder und persönlichen Geschichten von 21 jüdischen Holocaust-Überlebenden, um einen einzigartigen Einblick in das vielfältige jüdische Erbe dieser beiden europäischen Städte zu erhalten.

Eines der verbliebenen Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Sonderghettos
Eines der verbliebenen Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Sonderghettos

3. Sonderghetto

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Karol Straße
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Eine 1991 angebrachte Gedenktafel in der Ramanauskaya-Slabada-Straße ist den aus Bremen deportierten Jüdinnen und Juden gewidmet. Sie erinnert an das Schicksal vieler westeuropäischer Jüdinnen und Juden, die nach Minsk deportiert wurden. In diesem Teil der Stadt wurden zwei sogenannte Sonderghettos für diese Personen eingerichtet: das erste im Bereich der Respublikanskaya-, Sukhaya- und Abutkovaya-Straßen, das zweite im Bereich der Zamkavaya- und Dzimitrau-Straßen. Die beiden Sonderghettos befanden sich auf dem Gebiet des Großghettos von Minsk, obwohl es zwischen den getrennten Teilen des Ghettos nur wenig Kommunikation gab.  

Gemäß der Bezeichnung „besonders“ war der Bezirk nur für die nach Minsk deportierten Jüdinnen und Juden bestimmt, die isoliert von den Minsker Jüdinnen und Juden lebten. Er wurde im November 1941 für circa 7.000 westeuropäische Jüdinnen und Juden aus Deutschland, Österreich und dem Protektorat Böhmen und Mähren (ehemalige Tschechoslowakei) eingerichtet, die im November und Dezember 1941 nach Minsk deportiert wurden. 

Um Platz für die Neuankömmlinge zu schaffen, ermordeten die städtische Sicherheitspolizei und die SS vom 7. bis 8. November 1941 Tausende belarussischer Jüdinnen und Juden im Ghetto und in Tuchynka, einem Außenbezirk von Minsk. 

Elena Drapkina erinnert sich an die Ankunft von Jüdinnen und Juden aus Westeuropa in Minsk:

 „Später brachten die Deutschen Juden aus Hamburg (Deutschland) und quartierten sie in den Häusern der ermordeten Juden ein. Später erzählten sie uns, dass die Deutschen sie betrogen hätten: Sie hatten ihnen gesagt, dass sie sie nach Palästina bringen würden, brachten sie aber nach Minsk. Sie waren entsetzt, als sie davon erfuhren.“

Heinz Rosenberg, ein deutscher Jude, erinnert sich an den Transport nach Minsk: „Das Ghetto befand sich im oberen Teil eines der alten Minsker Bezirke; die Gebäude in diesem Bezirk stammten aus der Zarenzeit. Wir wurden alle in ein halbfertiges Schulgebäude aus rotem Backstein gebracht. Gegenüber befand sich ein weißes Gebäude, angeblich auch eine Schule. Hunderte von Leichen bedeckten den Boden. Überall war Blut, und das Essen war noch in den Öfen und auf den Tischen. In allen Räumen herrschte völlige Unordnung. Es war keine lebendige Seele zu sehen.”

Die SS-Männer nahmen aus dem Gepäck der Deportierten Gegenstände wie Wertsachen, Mäntel, Pelze und Lebensmittel an sich.

Anders als in den polnischen und litauischen Ghettos gab es im Hauptghetto von Minsk kein kulturelles Leben, keine Schulen, Theater oder Orchester. Im Sonderghetto gab es einige Versuche, das kulturelle und geistige Leben zu organisieren: Es wurde eine Schule eingerichtet, die bis zum Sommer 1943 von 50 Schülerinnen und Schülern besucht wurde. Es gab auch Versuche, ein Orchester zu gründen und jüdische Feiertage zu begehen, obwohl dies von den Nazis streng verboten war. 

Mehr als 16.000 westeuropäische Jüdinnen und Juden, die in Richtung Minsk deportiert wurden, erreichten das Sonderghetto nie. Sie wurden direkt nach Maly Trastsianets gebracht und unmittelbar nach ihrer Ankunft hingerichtet.

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