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ÜBER DIESES PROJEKT

Unsere beiden AudioWalks nehmen Sie mit auf eine Reise durch das jüdische Czernowitz und Chişinău und ermöglichen Ihnen, viele der fast vergessenen Orte des jüdischen Lebens in den Städten zu entdecken.

Nutzen Sie unsere Multimedia-Karten und erkunden Sie dabei das Archivmaterial sowie die Familienbilder und persönlichen Geschichten von 21 jüdischen Holocaust-Überlebenden, um einen einzigartigen Einblick in das vielfältige jüdische Erbe dieser beiden europäischen Städte zu erhalten.

Mahnmal für ermordete Juden im Juli 1941
Mahnmal für ermordete Juden im Juli 1941

Mahnmal für ermordete Juden im Juli 1941

Element 340
Am Waldrand, Ende der Pidhayets'ka Str.
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Am Rande eines Waldstücks, unweit des Pruth, liegt relativ unscheinbar ein großer Stein. Ein Davidstern mit Menora, einem siebenarmigen Leuchter, macht deutlich, dass es sich um einen jüdischen Gedenkort handelt. Hier wird der 400 Juden erinnert – so steht es auf dem Stein geschrieben –, die Anfang Juli 1941, in den ersten Tagen nach dem Einmarsch deutscher und rumänischer Truppen in Czernowitz, von Deutschen erschossen worden sind. Einer der Ermordeten war Abraham Jakob Mark, Oberrabbiner der jüdischen Gemeinde der Bukowina. Ein anderer war der erst achtzehn Jahre alte Theobald Engler. Er war der Bruder von Sylvia Segenreich, die sich im Centropa-Interview an die Geschehnisse Anfang Juli 1941 erinnert:

Als die Deutschen im Juli gekommen waren, wurden die Straßen abgesperrt und die Juden mussten raus zur Arbeit, auch mein Vater und mein Bruder. Ich sehe ihn noch jetzt, wie er auf der Straße steht. Die ganze Straße war voller Menschen, auch der Oberrabbiner Mark war dabei. Man hat sie zum Kulturpalast, der am Fischplatz war, gebracht. Juden durften nicht tagsüber und nicht abends ausgehen. Nur von 10 Uhr bis 13 Uhr, um etwas einzukaufen. Aber sonst durften wir nicht auf die Straße gehen. Im Kulturpalast hat man begonnen, die Leute zu sortieren. Die einen mussten nach rechts, die anderen nach links gehen. Ein deutscher Hauptmann hat diese Aktion geleitet. Es hat geheißen, das sind Arbeitsgruppen. Mein Vater ist zu meinem Bruder gegangen, aber der Offizier hat es bemerkt und ihn zurückgeschickt. „Sie bleiben dort, wo Sie sind!“, hat er zu meinem Vater gesagt. […] Mein Bruder wurde mit der anderen Gruppe über den Pruth geführt, und dort wurden sie alle erschossen. Am 9. Juli in der Früh wurde die Gruppe noch gesehen. Es waren hunderte Juden. Zuerst hieß es, sie sind zu einer Arbeit geführt worden. Außerhalb der Stadt, auf der Schießstätte in Jucica, wurde die ganze Gruppe von den Deutschen erschossen. Es kamen Bauern, die gesagt haben: Gib uns ein Foto und Geld, es geht euren Familienangehörigen nicht gut, wir geben es ihnen. Meine Mutter hat einem Bauern viel Geld für meinen Bruder gegeben, aber später hat sich herausgestellt, dass sie alle bereits am 9. Juli erschossen worden waren. Mein Bruder auch. Er war gerade 18 Jahre alt.

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