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ÜBER DIESES PROJEKT

Unsere beiden AudioWalks nehmen Sie mit auf eine Reise durch das jüdische Czernowitz und Chişinău und ermöglichen Ihnen, viele der fast vergessenen Orte des jüdischen Lebens in den Städten zu entdecken.

Nutzen Sie unsere Multimedia-Karten und erkunden Sie dabei das Archivmaterial sowie die Familienbilder und persönlichen Geschichten von 21 jüdischen Holocaust-Überlebenden, um einen einzigartigen Einblick in das vielfältige jüdische Erbe dieser beiden europäischen Städte zu erhalten.

Teil des "Todesstraße" Denkmals in Blagauschyna, Blick auf den Paradox Platz (Architekten Galina und Leonid Levin)

9. Gedenkstätte am ehemaligen Vernichtunslager Maly Trastianets

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Tor der Erinnerung: Sialicki-Straße / Blahauschyna nahe des Gebiets Smilavichy
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Maly Trastianets gehört zu den im Westen weniger bekannten Tötungsstätten, die während des Zweiten Weltkriegs genutzt wurden, vor allem weil es nur wenige Überlebende gab. Es bestand aus drei Teilen: Das Zwangsarbeitslager auf dem Gelände einer ehemaligen Kolchose, die Mordstätte in Blahauschyna und die Verbrennungsstätten im Wald von Shashkouka. 

Ursprünglich als Arbeitslager nach dem Einmarsch Nazi-Deutschlands genutzt, begannen die Massenerschießungen im Frühjahr 1942 im Blahauschyna-Wald, etwa 13 Kilometer von Minsk entfernt und unweit des Dorfes Maly Trastianets. Das Gebiet wurde schnell in eine Tötungsstätte umgewandelt und war zwischen Mai 1942 und Juni 1944 in Betrieb, bevor die Rote Armee eintraf.

Die offiziellen Zahlen der in Maly Trastianets ermordeten Opfer schwanken. Die höchste Schätzung stammt von der Außerordentlichen Staatlichen Kommission, die 1944 erstmals die Massenmorde in  Maly Trastianets untersuchte, und geht von 206.500 Opfern aus. Obwohl diese Zahl in der belarusischen Erinnerungskultur weit verbreitet ist, gilt sie als zu hoch. Moderne Historikerinnen und Historiker wie Christian Gerlach schätzen die Zahl der von den Nazis und ihren Kollaborateuren ermordeten Opfer auf eher 60.000 Personen. 

Bei den Opfern handelte es sich hauptsächlich um Jüdinnen und Juden aus dem Minsker Ghetto, aber auch um Jüdinnen und Juden, die aus Deutschland, Österreich und dem Protektorat Böhmen und Mähren – ehemalige Tschechoslowakei – deportiert wurden, sowie um einheimische Zivilistinnen und Zivilisten, Kriegsgefangene und Mitglieder des Widerstands. 

Auf dem großen Gedenkkomplex von Maly Trastsianets befinden sich heute mehrere Gedenkstätten, die an die Opfer erinnern. So zum Beispiel eine Skulptur mit dem Titel „Tor der Erinnerung“ kann über die „Route der Erinnerung“ erreicht werden. Hier sind Namen der wichtigsten Orte der Massenmorde in Belarus sowie die Zahl der Opfer auf Belarusisch, Russisch und Englisch verzeichnet. Jüdinnen und Juden werden weder als spezifische Opfergruppe erwähnt, noch gibt es eine hebräische oder jiddische Inschrift. Am Ende dieses Weges gibt eine Tafel allgemeine Informationen über den Ort, und in der Nähe des Tores der Erinnerung befindet sich ein weiteres Denkmal – „die Reihe der Namen“ – für die österreichischen jüdischen Opfer. Es wurde 2019 eingeweiht und ist dem Gedenken an mehr als zehntausend österreichische Jüdinnen und Juden gewidmet, die hier zwischen 1941 und 1942 getötet wurden. Die Gedenkstätte am ehemaligen Erschießungsplatz in Blahauschyna besteht aus zwei Teilen – dem Projekt von Leonid Levin, das den letzten Weg der Opfer durch die „Quadrate des Lebens“ sowie die Paradoxien und den Tod zeigt, und dem Gedenkfriedhof mit den geformten Umrissen der ehemaligen Massengräber. Er wurde im Jahr 2018 eröffnet. Im „Wald der Namen“ wurden gelbe Namenstafeln von Angehörigen österreichischer Jüdinnen und Juden zum Gedenken an ihre Familienmitglieder aufgehängt.  

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